Von Hans Schabert 12.09.2019 – 18:33 Uhr

Die Bad Wildbader Nachtwanderer treffen sich regelmäßig – wie jüngst in der „Alten Linde“ – zu ihrem Stammtisch, der eigentlich eine Arbeitsbesprechung ist. Organisator Ralf Kuhnle konnte dabei jüngst für die verschiedenen Aufgabenfelder eine positive Bilanz ziehen.                                            „Die Wanderungen im August verliefen ruhig, ohne Auffälligkeiten mit nur wenigen Kontakten“, stellte Kuhnle zum Geschehen fest. Die knapp 30 Nachtwanderer gehen seit Jahren vor allem an den Wochenenden in den Stadtteilen Bad Wildbad und Calmbach auf Tour.

Durch ihre Gegenwart und partnerschaftliche Gespräche mit den Jugendlichen wirken sie mutwilliger Zerstörung entgegen und haben auch schon durch Vermittlung zwischen beiden Seiten durch Lärm hervorgerufene Generationenkonflikte gelöst. Entstanden ist die Bewegung 2014 in Calmbach, wo sie es schaffte, den damals verbreiteten Vandalismus um 70 Prozent einzudämmen. Nicht Ersatzpolizei wollen die Nachtwanderer sein, sondern Partner der Jugend, der man mit Verständnis begegnet und deren Verständnis man – wie sich zeigt erfolgreich – weckt.

Ein zweites Feld der Jugendhilfe haben die Nachtwanderer mit übergeordneten Organisationen und mitwirkungsbereiten Partnern vor Ort mit dem Notinselsystem aufgebaut. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Klaus Mack sind daran 83 Geschäfte, Banken und öffentliche Gebäude im Enztal zwischen Enzklösterle und Höfen beteiligt. Insgesamt handelt es sich um Deutschlands weitaus größte Kinderhilfsaktion.

Einheitliches Emblem

Deren einheitliches Emblem an Fenstern, Eingangstüren und Gebäuden sagt Kindern und Jugendlichen in Hamburg, Karlsruhe, Pforzheim oder eben in Bad Wildbad das Gleiche: „Bin ich in Not oder fühle mich bedroht, erhalte ich hier Hilfe.“ Seit dieses Angebot 2016 ins Leben gerufen wurde, ist es auch in Bad Wildbad schon das eine oder andere Mal in Anspruch genommen worden.

Um diese Einrichtung insbesondere den jüngeren Jahrgängen näher zu bringen, haben die Nachtwanderer gewissermaßen als Informations- und Übungsfeld im Rahmen des Sommerferienprogramms eine „Notinselrallye“ angeboten.

Auf spielerische Art und Weise sollten die Kinder im Vorschulalter entdecken, wo sie sich im Falle einer unangenehmen Situation hinwenden können. In den teilnehmenden Geschäften in Calmbach wurden im Vorfeld von den Organisatoren Puzzleteile versteckt. Die Kinder sollten diese unter Beteiligung der Nachtwanderer finden, um so einige der Notinseln kennenzulernen. Gestartet wurde mit einer kleinen „Notfallübung“. Angenommen wurde, dass sich zwei Kinder ohne Erwachsenenbegleitung alleine auf dem Spielplatz Flößerpark aufhalten. Ein Kind verletzte sich am Arm und hatte eine blutende Wunde, die geschminkt schlimm aussah.

Gerne werden in die knapp 30-köpfige Nachtwanderergruppe weitere „Ehrenamtliche“ aufgenommen und von der Stadt Bad Wildbad mit den einheitlichen roten ­Jacken, Shirts und Pullis ausgestattet, an denen sie zu erkennen sind.

Gummibärchen helfen

Die Kinder suchten die nächstgelegene Notinsel auf, wo das „verletzte Kind“ von der Geschäftsinhaberin mit einem Wundverband und Gummibärchen erstversorgt wurde. Auf den weiteren Ablauf, die Eltern zu informieren und den Rettungsdienst einzuschalten, konnte in diesem Fall verzichtet werden. Bei Abschluss der Veranstaltung im Goßweiler-Kindergarten war bei einem Eis schnell vergessen, dass das Puzzle nur fast komplett zusammengesetzt werden konnte. Ein Teil war unterwegs verloren gegangen.

Weitere Informationen: www.notinsel.de sowie www.nachtwanderer-bad-wildbad.de.

In einer der „Notinseln“ wird – hier als Übung – ein „verletztes“ Kind behandelt.

Foto: Nachtwanderer